Sonntag, 3. Februar 2008

Studieren an der Seoul National University

Zum Studentleben und dem Unterricht habe ich mich bisher wenig geaeussert und vor 2-3 Monaten auch mal durchblicken lassen, dass ich mit dem Gedanken spiele das Abenteuer hier abzubrechen. Die Krise hatte jedoch mehr mit dem Kulturschock (dazu in einem spaeteren Eintrag mehr) als mit der Uni-Qualitaet zu tun, denn die hat mich eigentlich ziemlich positiv ueberrascht. Dieser Eintrag ist wohl nur fuer Leute interessant, die vorhaben an der SNU ein Austauschsemester zu verbringen, oder fuer laenger an der Uni eingeschrieben sind.

Bevor ich mich entschied nach Korea zu gehen, hat man mich von vielen Seiten davon gewarnt, dass die hiesigen Unterrichtsmethoden weder modern noch lernfoerdernd seien. Zumindest an meinem Department habe ich dies meistens anders empfunden. Die Profs versuchen die Studis aktiv in den Unterricht mit einzubeziehen und kritisches Denken wird sehr gefoerdert und von der Studentschaft auch gefordert. Von meiner Zeit an der ZHW in der Schweiz und auch in Hamburg war ich mir dies nur in wenigen Kursen gewohnt.


Die Kurse sind meist strukturiert aufgebaut und orientieren sich an sehr aktuellen Fragestellungen und Cases. Die meisten der Profs aktualisieren ihre 'Reading packages' halbjaehrlich und versuchen die Studis mit allerlei Extramateiral auf den neuesten Stand zu bringen. An meinem Department wird zudem sehr viel Wert auf Praesentationen und Gruppenarbeiten gelegt.

Examen und Pruefungsstruktur sind je nach Kurs unterschiedlich. Einige Kurse verlangen Midterms und Finalexams, andere wiederum beschraenken sich auf Finals oder auf schriftliche Semesterarbeiten. In die Notenkalkulation wird in der Regel auch die 'Attendance' (regelmaessiges Erscheinen im Unterricht...) miteinbezogen und oft die aktive Beteiligung 'Participation' in Diskussionen und Praesentationen. Diese beiden Punkte schlagen oft mit 40% der Gesamtnote zu Buche. Kommen dann noch Praesentationen (20%) dazu, dann zaehlen die Exams oftmals nur noch um die 40%. Dies hat natuerlich den positiven Effekt einer eigentlichen Risikodiversifikation zur Folge. Dies fuehrt jedoch auch dazu, dass man teilweise von einer 'Noteninflation' sprechen kann. Es ist tatsaechlich so, dass man nur von sehr wenigen Studis hoert, die keine genuegenden Noten erreichten und den Kurs wiederholen muessen.



Die Notenskala an der SNU und an den meisten koreanischen Unis sieht wie folgt aus:

Grade Grading Points 100% Scale
A+ 4.3 100
A 4.0 96
A- 3.7 93
B+ 3.3 89
B 3.0 86

etc.

Was auffaellt ist der oftmals sehr enge Bezug zum Prof. Es ist keine Seltenheit, dass koreanische Studis mit dem Prof Abendessen gehen, und es kann durchaus vorkommen, dass man dann noch fuer eine 'Second Round' ein paar Biers und Sojus zusammen trinkt bzw. saeuft (trifft es besser...). Ich war schon ziemlich perplex als ich von meinem chinesichen Kollegen aufgefordert wurde, jetzt doch endlich mit dem Prof einen Soju zu stuerzen. Andere Studenten berichten von regelmaessigen Wandertrips mit dem Prof oder sonstigen Freizeitaktivitaeten...

Die Infrastruktur an der SNU ist im Grossen und Ganzen sehr gut. Die Bibliotheken sind mit Millionen von Buechern gefuellt und die meisten Gebauede sind 24 h zugaenglich. Es gibt mehr als 6 Mensen auf dem Campus, einen grossen Fitnesskomplex mit Schwimmbad, ein Global Center fuer Fragen von Auslaendern, mehrere Tennisplaetze und und und...

Negativ anzumerken ist jedoch das Heizungsystem. Man muss als staatliche Uni einbisschen aufs Budget schauen und spart wohl bei den Heizkosten, denn bis Ende November war die Heizung bei uns im Gebaeude nicht im Betrieb. Den einzigen mobilen Heizkoerper im Zimmer hat sich jeweils der Profs ergattert, waehrend die Studis mit dicken Jacken, Schaals und z. Teil gar mit Handschuhen im Klassenraum froren. Einige Zimmer sind spaerchlich ausgestattete Kaeltekammern, wahrend andere richtige Prestigebauten sind und man es sich in schoenen Ledersesseln gemuetlich machen kann.


Leider ist auch die Kursregistration fuer nicht Koreanischsprechende eher muehsam. Das ganze wird zwar angenehm ueber ein Onlinetool an festgelegten Tagen durchgefuehrt, jedoch sind die entsprechenden Seiten komplett in Koreanisch. Es wird ein kleines englisches "Manual" zur Verfuegung gestellt, das einem durch die Registrierung helfen soll, was das ganze aber nich viel eifnacher macht. Am Besten laesst man die Kursauswahl durch einen Mitarbeiter beim Department oder dem International Office ausfuehren, man spart sich viele Nerven...

Ansonsten, war das Semester zwar erfolgreich, aber oftmals auch ziemlich anstrengend, wenn es gegen die Exam zu ging. Da ich als Vollzeitstudent eingeschrieben bin, kann ich die schoenen Seiten des Austauschstudenten Lebens leider nicht im gleichen Maße geniessen. Trotzdem schaue ich positiv in Richtung 2. Semester, das mir hoffentlich interessante Kurse und gute Klassenkameraden bescheren wird.

Im Fotoalbum sind ein paar wenige Winterbilder des Campus zu finden.

SNU Campus

3 Kommentare:

Gitte hat gesagt…

Servus! Ja, von der Noteninflation habe ich auch schon gehört ;-) Und dass das Leben eines "normalen" Studenten extrem anders ist als das eines Austauschstudenten, davon kann ich auch ein Lied singen ;-)
Viel Erfolg dann im zweiten Semester (mein erstes)...

Anonym hat gesagt…

hey dd
als gestresster bänkler hani ja nur selte ziit zum uf dini page zgah (so 1mal i dä wuche) und jede sunntig muess ich mit schrecke gseh, wie viel sache du erlebsch und was du alles gahsch go mache und aluege!
nur kurz ä rand-notiz. wenn du mal öfters i dä xxx-zone im internet surfe würsch,dänn wüsstisch,dass es zAmerika üblich isch, mitem Prof au usserhalb vo dä schuel "gwüssi" aktivitäte uszüäbe...dänn klappets mitem A+ :-)
Gruss mr.P

Swisskimchi hat gesagt…

@Mr. P. Das isch au raecht so, dass du chli gstresst bisch, immerhin muesch du diae groesst Bank vo de Schwiiz vorem Kolaps rette :). Ne ne...will da noed uf UBS Bashing mache...find ich sowieso voellig uebertriebe. Anyway, gnuess dis neue Auto :)