Mittwoch, 25. Juni 2008

Korean Beef-Fighter

Es gibt genug "jammer-blogs" und "korea ist so scheisse"-blogs da draussen, in welchen Expats und vornehmlich ein paar Englischlehrer sich ueber das ach so schlechte Leben in Korea beklagen. Mein Blog beinhaelt zwar den einen oder anderen negativen Eintrag, aber ich hoffe, dass trotz meinen 2 negativen aufeinanderfolgenden Eintraegen nicht der Eindruck entsteht, dass ich an Korea per se alles sch.. finde.

Der heutige Tag brachte aber die bisher schlechteste Erfahrung, die ich in Korea je machten musste. Ich musste heute spueren wie sich offene Diskriminierung anfuehlt. Es gibt manchmal abschaetzige Blicke, und wenn ich zu zweit unterwegs bin auch mal ein paar ueble Worte, aber alles im Rahmen. Die heutige Erfahrung hat aber den Rahmen des Ertragbaren gesprengt. Ich war auf dem Nachhauseweg im Subway, 2 Stationen vom Knotepunkt 'Sindorim' entfernt. Ich war gerade meine Flash-Lernkarten durchgegangen, als ich neben mir zwei streitende Ajosshis (Koreaner mittleren Alters...so um die 40-50) bemerkte. Ein wohl angetrunkener Herr hat einen anderen Mann neben sich wegen irgendwas zusammengestaucht und ueber mehr als 5 Minuten non-stop angeschrien. Wie meist, wenn so was in den Seouler U-Bahnen geschieht wurde der Trouble-Maker ignoriert und jeder tut so als sei alles normal. Normalerweise wechsle ich in solchen Situationen das Subwayabteil, doch da ich nur noch 2 Stationen von meiner Station entfernt war, blieb ich weiter in der Naehe der Tuere stehen und lernte meine Vokabeln. Ploetzlich springt der Trouble-maker wie vom Teufel geritten auf, schreit mich mit "Fxxx you American" an, nimmt seine Zeitung und drescht auf mich ein. Ich war im ersten Moment perplex und hab ihm dann auf Koreanisch klar gemacht, das ich Europaeer bin. Er fing an zu schubsen, und ich hatte nun die Wahl mich mit Faeusten zu wehren, oder den Zug zu verlassen. Ich packte die Gelegenheit und stieg aus dem Zug aus, worauf mir der Typ ein paar Meter folge und noch ein paar mal das liebe F Wort benutzte mit dem Anhaengsel FTA (Free Trade Agreeement...).

Tja, bin ich nun ein Warmduscher, weil ich ihm nicht eins auf die Nuss gegeben habe oder hab ich richtig entschieden, dem Ganzen aus dem Weg zu gehen? Ich weiss es nicht, aber ich lese auf Expatblogs immer wieder, dass solche Handgemenge eskalieren und meist die Expats als Dumme dastehen und es schwierig ist irgendwas zu beweisen, v.a. auch wenn die Polizei kein Englisch spricht. Auf jedenfall haette ich dem Typen gerne mitgeteilt, dass ich das Korea-US-FTA (KORUS) durchaus unterstuetze (die CH hat im uebrigen schon seit 2-3 Jahren eins mit Korea...dasjenige mit der EU ist in der Schlussphase) und ihn gerne zu einem US-Beef Dinner einladen wuerde, das ich von seinem Steuergeld zahlen wuerde, welches ich jeden Monat von seinem Staat auf mein Konto ueberwiesen erhalte, damit ich hier auf seine Kosten studieren kann.

Ja, mittlerweile kann ich diese Erfahrung bereits mit Schwarzem Humor abtun, aber im ersten Moment war ich schon ziemlich emotional und geschockt, dass ich eben vor 50 Leuten aufs ueberlste angemacht wurde.Es ist mir wichtig, anzumerken, dass man diesen Vorfall nicht verallgemeinern kann. Ich bin bald seit einem Jahr am Stueck hier und bin das erste mal auf diese Art attackiert worden. Auf Grund der momentan politisch brisanten Lage (seit Monaten Grossdemonstrationen wegen dem vom Praesidenten initiierten US-Beef Importagreement) wird aber von einigen Seiten indirekt auch Anti-Amerikanismus geschuert. Meinen Gaesten im Juli und August sei gesagt, dass der Besuch zu 99,9% harmlos ablaufen wird, und wenn man ein paar Pfunde mehr auf den Rippen hat als ich, waere der Typ wohl auch nicht wie ein Furie auf mich losgegangen.

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

hey dude
Ich ueberleg mir nomal oeb ich wuerklich uf korea chume im august...isch ja anderst krass!i de schwiiz wuersch sege das sind rassiste!
anyway...ich han ja den de lutz debi wo mi beschuetzt und sust nimm i mini americanfootball usruestig mit!
also,get ready...nur no 2monet! by the way...mir choend den sehr gern es US-beef steak go gnuesse! :)
gruess Mr.P

Gitte hat gesagt…

Ich finde du hast absolut richtig gehandelt. Betrunkene Ajoshis sind die schlimmsten... die sollte man immer meiden und ja, als Ausländer steht man in solchen Situationen meist als der Böse da... Es tut mir voll leid, dass dir das passiert ist, aber wie gesagt, betrunkene Ajoshis kann man nicht für voll nehmen. Kopf hoch!

Anonym hat gesagt…

Hallo Daniel
Lass dich nicht unterkriegen! Ist aber schlimm, was dir passiert ist. Ich wurde auch einmal
in der Subway von einem betrunkenen Ajoshi aufs übelste beschimpft. Natürlich ist das kein Vergleich zu was dir passiert ist.
Leider gibt es auch in Korea ein paar weltfremde, unverbesserliche Wirrköpfe. Zum Glück nicht all zu viele.
Hoffe du lässt dich dadurch nicht abschrecken! Korea ist ein interessanteds Land und mit den meisten Leuten macht man gute Erfahrungen. Aber das weisst du ja besser als ich. ;-)
Gruss
Nicolas

Jens-Olaf hat gesagt…

Richtig gehandelt, Gentleman bleiben. Sowas ist mir bisher nicht passiert. Aber ich weiß, dass sowas vorkommt, meinem Schwager in Deutschland (aus Indien) ist das in 10 Jahren einige wenige Male auch widerfahren (von deutscher Seite, dann angetrunken).
Ich stehe meist mit meiner Korean Times oder KH in der Seniorensitzecke in der U-bahn. In Busan. Da ist es eher so, dass ich fast regelmäßig von über 60jährigen in ein freundliches Gespräch verwickelt werde, meist können sie erstaunlich gut Englisch. Quote: Bei fast jeder zweiten Fahrt. Außerdem soll ich mich immer setzen, dann weise ich darauf hin, dass es für Ältere ist, und so geht das hin und her.

Anonym hat gesagt…

besoffene sind in jedem land schwer zu handhaben und in der regel sollte man auch eher versuchen die ruhe zu bewahren und einen ausweg zu suchen. trotzdem mein respekt an dich, ich wäre da wahrscheinlich stinksauer geworden und hätte das auch zum ausdruck gebracht.

in der hinsicht kann ich aber auch sagen, dass ich in einer ähnlichen situation eine gute erfahrung gemacht hab: war in der nähe von daehangno billardspielen mit paar freunden und da kam auch so ein betrunkener der uns erst beschimpft hat und dann mit dem billardstock auf uns losging. da haben sich dann aber andere anwesende jugendliche koreaner zwischengestellt, polizei gerufen und der typ wurde erst rausgeschmissen und dann abgeführt.

Anonym hat gesagt…

Ich kann den anderen nur zustimmen - du hast dich richtig verhalten. Dumme und dann auch noch betrunkene Menschen gibt es ueberall egal wo auf der Welt und diesen heisst es aus dem Weg zu gehen.
Ich bin nun schon 2 Jahre in Korea und werde auch noch weitere 2 Jahre bleiben. Zum Glueck habe ich bisher durchweg gute Erfahrungen gemacht.