Wie bereits vor ein paar Tagen angekuendigt, bin ich letztes Wochenende zur Snowboard WM ins High1 Resort in der Gangwon Province gefahren. Nur schon die Fahr dahin war ein Abenteuer. Per Bus ging es nach Wonju (원주), wo dann gemaess Beschreibung auf der offiziellen Homepage ein direkter Shuttle-Bus ins Skigebiet warten sollte. Nun...es sollte anders kommen. Nach 1,5 stuendiger Fahrt kam ich in Wonju an und versuchte die Shuttle-Bus Station zu finden. Rein gar nichts liess erahnen, dass 40 Kilometer von Wonju entfernt der zweitgroesste Wintersportanlass der Welt stattfindet. Keine Werbebanner, keine Hinweisschilder...rien de tout. Die Shuttle-Bus Station war wie ausgestorben und als meine Geduld ein Ende hatte, nahm ich ein Taxi. Es sollte meine teuerste und laengste Taxi Fahrt meines Lebens werden :). Der Taxi Fahrer hat mir versprochen, dass die Fahrt wohl so um die 30 Minuten dauern wuerde und ca. 30-000 (KRW d.h. ca. 25 CHF) zu berappen sind. Nach den ersten paar Minuten im Taxi fing es dann aber an so heftig zu schneien, dass wir nur gerade mit 40 km/h anstatt den ueblichen 100-120 km/h auf dem Highway herum tuckerten. Links und rechts neben uns montierten die Autofahrer Schneeketten, das Rauemungspersonal war omnipraesent und wir kamen an x Unfaellen vorbei. Und ich mit einem immer wieder kopfschuettelnden Taxifahrer mitten im Nirgendwo zwischen Wonju und dem High1Resort. 1 Stunde spaeter und 60-000 KRW aermer kam ich dann im Resort an. Soviel zur Anfahrt.
Als ich ankam war der Event schon voll im Gang, obwohl das Wort "Event" ziemlich hochgegriffen ist fuer den Anlass, der sich dort vor meinen Augen abspielte. Es war eine kleine Zuschauertribuene aufgebaut, auf der sich aber keine einzige Menschseele verirrte. Geschaetzte 5 Zuschauer beaeugten den Zieleinlauf der Athleten. Ich lief den Pistenrand hinauf und hab mir das Rennen an einer exponierten Stelle mit den Mannschaftscoachs angeschaut, quasi mittendrin statt nur dabei. Es war imposant so nahe am Geschehen dabei zu sein und live sehen die Jumps und anderen Hindernisse nochmals eine Stufe gefaehrlicher aus als zu Hause am TV.
An der Preisvergabe gab es weniger Zuschauer als am Abschlussrenner meiner Skischule (o-ton eines Bekannten von mir..). So konnte ich mich einfach unter die Athleten mischen und ein paar wenige Worte mit den Schweizer Medaillengewinnern (siehe Fotoalbum) wechseln und Fotos schiessen.
Nach dem Anlass stellte ich mir die Frage, woran wohl das akute Desinteresse des koreanischen Publikums lag. Es waren keine Koreaner fuer den Final qualifiziert und auch in anderen Disziplinen gehoeren die hiesigen Athleten nicht zur Weltelite. Koreaner sind ausgesprochen patriotisch und koennen ihr Team frenetisch unterstuetzen, koennen sich aber nicht wirklich fuer etwas begeistern, wenn kein Landsmann aktiv mitmacht.
Trotz dem grossen Desinteresse darf man aber nicht den Trugschluss ziehen, dass Wintersport und insbesondere Snowboard im Kimchiland nicht am boomen ist. Swiss Tourism organisiert beispielsweise jeden Sommer fuer koreanischen Snowboard-Freaks ein Snowboard Camp auf den Schweizer Gletschern und wer sich mal in den koreanischen Wintersportgebieten tummelte, weiss das Wintersport hier immer beliebter wird. Was fehlt ist die Begeisterung fuer den winterrsportlichen Hochleistungssport und das hat in erster Linie damit zu tun, dass keine Koreaner in der Weltelite mitmischen. Am Rande des Anlasses wurde wieder intensiv die Werbetrommel fuer die (mittlerweile dritte) Olympiakandidatur in Pyeongchan (2018) geruehrt. Negative Pressemeldungen wie diese hier vom Schweizer Fernsehen, welche die schlechte Organisiation (Pistenpraeperierung, Verzoegerungen) und die zurueckhaltende Stimmung anprangern, werden der Kandidatur nicht helfen.
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